Irgendwie finde ich 19 ist ein dummes Alter, 18 war viel
geiler irgendwie – keine Ahnung wie ich da jetzt drauf komme, aber irgendwie
muss er ja starten, der nächste Blogeintrag, den alle schon so unglaublich
sehnsüchtig erwartet haben.
Nun, hier ist er und ich werde jetzt mal erzählen, was bei
uns in den nächsten Tagen so ansteht. Das wird nicht so sonderlich spannend
klingen und die Probleme, die ich gleich
herauf beschwören werde, sind wahrscheinlich gering im Gegensatz zu
euren – aber dennoch, bei uns ist quasi gerade Stress der Vorweihnachtszeit zu
spüren. Für mich erscheint das immer noch etwas paradox. Das könnte durchaus an
der Tatsache liegen, dass ich schwitze, ständig Palmen sehe und ein Flip – Flop
– Sonnenabdruck auf meinen Füßen durch die indischen Straßen trage.
Unsere Christmasfunction ist bei uns nämlich schon an dem
Tag, an dem ich die 8 aus Franzi’s Adventskalender öffne, also gar nicht mehr
so lang hin. Da trifft es sich ungemein gut, dass meine fluteclass das „Lasst
uns froh und munter sein“ Lied, dass ich auch langsam nicht mehr hören will,
schon beinahe ohne einen falschen Ton spielen kann. Durchaus eine beachtliche
Leistung, wenn man ich mir den Anfang in Erinnerung rufe – oder besser auch
nicht.
Maggi und ich sind, wie alle Freiwilligen vor uns, die Engel
im Krippenspiel und dürfen auch freundlicherweise etwas auf Tamil sagen (das
ist die Sprache, die bei uns gesprochen wird und von der ich die Existenz bis
vor kurzem noch nicht einmal geahnt habe). Hier mein Text: Kirubäi petravalei
vaghäääehh karteeer onudanaaii irrukirrar. (dann sagt Maria irgendwas) und dann
ich wieder: Mariale bayappadadeih, nee oru kumaraneiy peruvaiii. Avarekkke Jesu
jendree peyariduavaiii.
Locker.
Dann habe ich heute noch erfahren, dass ich einen Germandance
aufführen darf, also ich zeige den Mädchen einen Tanz und die tanzen dann und
ich vielleicht mit. Arul hat mir eine CD gegeben und jetzt wird es einen super
Dance zu „Schüttel deinen Speck“ geben hehhhehe. Habe mir auch gerade eine
Koreo ausgedacht, zumindest zu der erste Strophe. Ist auch echt ganz geil
geworden, aber ob die Mädchen, die in nur einer Woche lernen ist fragwürdig…..
Bin aber sehr gespannt und optimistisch, dass das klappt.
Bühnendekoration ist ein weiteres Anliegen und wurde uns
vertrauensvoll in die Hände gelegt. Wie schön – also besteht unsere neue
Lieblingsbeschäftigung in Sterne basteln, bzw. unserer Englischclass zeigen,
wie man Sterne bastelt.
Ihr hört, es gibt viel zu tun und die Zeit rennt, quasi wie
in den letzten drei Monaten, in denen ich jetzt schon im indischen Leben
stecke. Das Zwischenseminar am Meer, hhehhe, hat die Hälfte meines kleinen
Abenteuers markiert und gleichzeitig meinen Geburtstag versüßt. Der wurde dann
allerdings nicht wirklich indisch gefeiert, weil wir einfach 20 Freiwillige auf
einem Fleck waren, da fällt man dann doch in die deutschen Gewohnheiten zurück.
Außer vielleicht meine Torte, die war groß und mit extrem viel Zuckerguss und
dicken Blumen, ebenfalls aus Zucker. Und natürlich meinen richtig richtig richtig
(…) schönen Sari in dunkelblaulilagrün, den man wahrscheinlich auch nur an
einem indischen Geburtstag bekommt.
Nun jetzt ist die 19 da und merke richtig wie ich alt werde.
Ich muss zugeben, ich weiß immer nicht so richtig, was jetzt
wirklich interessant ist und was nicht. Dass ich heute 6 Bananen (sogar die
Großen) für nur 30 Rupies bei meinem Fruitshop des Vertrauens geschossen habe,
ist euch wahrscheinlich herzlich egal.
Was mir gestern nicht so egal war, war, dass der Tailor (
der jetzt nicht mehr der Tailor meines Vertrauens ist) die Hose von meinem
Chudidarmaterial VIIIIEL zu groß gemacht hat und ich, bzw. Rina nochmal zum
Tailor müssen, um die Hose enger machen zu lassen. Dabei hat der Gute meine
Maße genau genommen, gggr. Soviel zu den Problemen, die mich gerade
beschäftigen..
Andererseits gibt es auch Punkte, an denen ich wirklich
etwas verzweifle. Zum Beispiel haben wir uns in Trichy die Tempel der Hindus
angeschaut. Unglaublich eindrucksvolle Bauten und richtig schön anzusehen.
Besonders vielleicht auch die Menschen darin, der Tempel scheint ein Ort zu
sein, an dem man wohl fast alles macht: Schlafen, Essen, Telefonieren oder
irgendwas verkaufen, Touristen betrügen, dies das halt. Allerdings sind wir
dann auch aufs Dach gegangen und man hatte einen Blick auf das Innere der
Tempelanlage, deren Betreten nur Hindus erlaubt ist. Pures Gold glitzerte in
der Sonne und unser indischer Begleiter, übrigens ein Christ, meinte nur: „ The
god is rich, the people are poor“. Ich dachte wirklich nur wie recht er hat.
Vor den Türen des Tempels liegen alte, kranke Bettler und versuchen irgendwie
zu überleben, und hier drin hat Vishnu oder Shiva einen kleinen Palast.
Die Armut der Menschen schockt mich gar nicht mehr so sehr.
Das klingt vielleicht hart, allerdings sehe ich jeden Tag die armen Siedlungen
und ihre Bewohner. Man bemerkt das auch an den Kinder: Viele haben keine
Schneidezähne mehr, denn sie sind weggefault oder ihre Köpfe haben Stellen, an
denen keine Haare mehr wachsen. Ein Junge hatte mehrere offne Wunden mit Eiter
an seinem Bein, bestimmt 3 bis 4 cm Durchmesser. Ich hatte richtige Gänsehaut.
Auch das ist Indien muss man sagen. Als ich mir das Dorf
angeschaut habe, in dem unser Kindergarten liegt, konnte man sich als Europäer
nicht vorstellen so zu leben. Die Häuser, nur mit Bananenblätter bedeckt,
manche hatten auch nur Lehmwände, bestanden meist nur aus 2 Räumen: Küche und
Schlafzimmer. Ein Haus war bis auf das Fundament niedergebrannt, aber die
Familie hat kein Geld, es neu aufzubauen und so „wohnen“ sie trotzdem noch
darin.
Verdammt, ich habs echt versucht, wirklich und ohne Flachs. Was
hinter dieser wunderlichen Aussage steckt, wird der aufmerksame Leser bereits
erahnt haben. Es ist schon der 16 Dezember und nun ja, der obere Eintrag
handelt vom 8. Es ist also schon alles gelaufen und was soll ich sagen? Es hat
gut geklappt. Schüttel dein Speck ist eingeschlagen und JEDER will jetzt in
meinen HipHop Kurs. Naja ganz so doll vielleicht auch nicht, aber ein paar mal
öfter habe ich schon gehört: Lea Akka, german dance veeery nice. Reicht ja
auch. Den Text hat ja zum Glück niemand verstanden, sonst hätte es eventuell
Fragen gegeben. Wie dem auch sei, neben diesem einmaligen Erfolg, habe ich auch
einen indischen Tanz aufgeführt. 3 Tage vorher wurde mir gnädigst Bescheid
gesagt und ich habe mir die 5 dummen Minuten echt eingeprügelt. Zwischenzeitlich
– man bemerke, ich bin kein sehr geduldiger Mensch- ist mir dieses kranke
Rumgehüpfe auch extremst auf die Nerven gegangen, aber es hat schließlich doch geklappt.
Und ja es hat auch irgendwie Spaß gemacht.
Weihnachten rückt näher und wenn ich dann an meine Familie
denke und an meine liebste Franzi und an letztes Jahr Heilige Abend/ Nacht,
dann muss ich sagen, werde ich schon ein bisschen sentimental und diese
Sentimentalität steigert sich dann kontinuierlich in eine ziemlich nervige schlechte
Laune. Vielleicht ist das auch wirklich die schwierigste Zeit .. ein kurzer
Einschub, der mir wirklich genau gerade jetzt um 22:08 indischer Zeit am 16.12 gekommen:
HAHAHA ich bin aus der Probezeit raus! … okay und nun zurück, es ist definitiv
die schwierigste Zeit.
Falls ihr Winterdepression habt und das kalte Wetter hasst,
keine Sorge, wir frieren hier auch (ich brauche 2 Decken zum Schlafen und wir
haben noch nicht mal eine warme Dusche!), denn mittlerweile sind es nachts nur
noch so 25 Grad.